Freibäder sind wichtiges Kulturgut

Denn, so Schaft: „Bei bestem Wetter vor der eigenen Haustür ins kühle Nass springen zu können, funktioniert nur weil Kommunen, Bademeister und Ehrenamtliche die Bäder mit viel Einsatz und Engagement betreiben. Diese lokalen Bäder bieten dabei weit mehr als Erholung und Abkühlung – in Kooperation mit den örtlichen Grundschulen wird der Schwimmunterricht durchgeführt, es gibt Ferienkurse zum Ablegen der Schwimmabzeichen und die dazu gehörigen Sportanlagen werden von der Sportjugend im Ilm-Kreis rege genutzt. Diese Bäder sind ein lokales Kulturgut und brauchen genauso unsere Aufmerksamkeit wie die Hallenbäder.“

Mit welchem Herzblut dies vor Ort bereits geschieht, davon zeigte sich der Abgeordnete sehr beeindruckt. So konnte die Gemeinde Großbreitenbach nach langer Suche dieses Jahr endlich einen Auszubildenden als Fachkraft für Bäderbetriebe gewinnen. Bürgermeister Peter Grimm kümmert sich persönlich darum, dass der junge Nachwuchs-Bademeister einen guten Start an der Berufsschule in Chemnitz hat. Denn wie in vielen Bereichen ist auch in den Freibädern der Personalmangel ein großes Problem. Christian Schaft erfährt, dass jeder öffentliche Bäderbetrieb einen Bademeister zur Betreuung benötigt, der von Rettungsschwimmern und weiteren Beschäftigten unterstützt wird. Im Freibad ist das ein saisonaler Beruf – angestellt ist die Fachkraft für Bäderbetriebe meist bei der Gemeinde und arbeitet außerhalb der Saison im Bauhof mit. Trotz einer hohen Arbeitsbelastung im Sommer ist Bademeister ein abwechslungsreicher Beruf. „Die Besuche haben mir beeindruckend gezeigt, eine Fachkraft für Bäderwesen ist ein Experte zwischen Rettungsschwimmer, Ingenieur, Pädagoge und Chemiker“, so der Abgeordnete. „Auf meiner Tour durch die Freibäder habe ich gelernt, dass die Aufsicht am Beckenrand fast nur der kleinste Teil der täglichen Arbeit ist. Die Fachkraft für Bäderbetriebe ist für die gesamte Technik im Bad verantwortlich. Diese kann sehr umfangreich sein, wie ich in Geraberg besichtigen durfte. Die Badegäste bekommen davon in der Regel nichts mit. Offensichtlicher ist dagegen der pädagogische Anteil: Bademeister geben Schwimmunterricht und sind damit pädagogische Fachkraft für Kinder jeden Alters. Dieses Arbeitspensum und das Engagement der Menschen vor Ort hat mich tief beeindruckt“, so der Abgeordnete weiter.

„Als Land Thüringen können wir hier unterstützen, indem wir uns gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort die Vorschriften und Zugangsvoraussetzungen nochmal anschauen, und gemeinsam einen Weg suchen, den Zugang zum Beruf zu erleichtern“, stellt Christian Schaft fest.
Ein weiteres Thema, welches ebenfalls alle Bäder betrifft, sind die Kosten für den Erhalt und Betrieb der Bäder. Freibäder sind eine freiwillige Leistung der Gemeinde und somit sind in der Vergangenheit schon mehrere Bäder in der Region manchem Sparzwang zum Opfer gefallen. Bäder, die in den letzten 20 bis 30 Jahren saniert wurden, wie Großbreitenbach und Geraberg, stehen aktuell vor größeren Maßnahmen. In Plaue wird in diesem Jahr mit dem notwendigen barrierefreien Umbau begonnen, für den bereits 2019 Fördermittel genehmigt wurden. „Leider haben sich die Preise in der Zwischenzeit stark erhöht, sodass wir einzelne Bereiche, die eigentlich eingeplant waren, nun nicht mehr betrachten können“, erläutert Bürgermeister Christian Janik. Auch in den anderen Bädern wird zusätzliches Geld eine Rolle spielen. „Es wird kontinuierlich investiert“, stellt Peter Grimm für die Bäder in Großbreitenbach und Altenfeld klar. „Dennoch steigen auch die Anforderungen, sodass eine Generalsanierung uns vor Herausforderungen stellen wird.“ Aber, so betonen alle Akteure, öffentliche Daseinsvorsorge ist immer ein Zuschussgeschäft, erhöht aber sowohl die Lebensqualität der Menschen vor Ort als auch die touristische Attraktivität. Damit verbunden sollen auch die Eintrittspreise möglichst niedrig gehalten werden. Denn Bäder sind auch lokales Kulturgut – Unabhängig vom Geldbeutel.