RCDS Erfurt und sein Motto: „Ich male mir meine Fakten wie sie mir gefallen…“

Der RCDS Erfurt hat am 31.10.16 auf seiner Website Stellung genommen zur Situation der Gebäudeinfrastruktur der Universität Erfurt. Dabei glänzt dieser aber eher mit einem Stückwerk aus plumpen Vorwürfen, die sich bei genauerem Hinsehen etwas anders darstellen. Die Kritik am Sanierungsstau an den Thüringer Hochschulen ist berechtigt und notwendig. Sie sollte dann allerdings sachlich und vor dem Hintergrund der tatsächlichen Sachlage geübt und die Diskussion entsprechend geführt werden.

1) Der Sanierungsstau der Universität Erfurt liege bei 70 Mio. €

Ein kurzer Blick in die Pressemeldungen der Universität Erfurt zeigt, dass der tatsächliche Sanierungsstau an der Universität Erfurt bei 60 Mio. € liegt. Immer noch ein Zustand der berechtigterweise kritisiert werden kann und muss. Das derzeit das Land Thüringen in enger Abstimmung mit der Hochschule Maßnahmen zur Sanierung in Höhe von ca. 25 Mio. über die nächsten Jahre plant und umsetzen will, sollte dann in diesem Zusammenhang allerdings auch genannt werden. Damit soll das Volumen des Sanierungsstaus auf 35 Mio. € reduziert werden.

2) Der RCDS bemängelt, dass das Audimax seit Anfang 2015 wegen Brandschutzmängeln gesperrt ist und das Land bisher keine Planungen unternommen habe diesen Zustand zu beseitigen.

Auch hier, ja sicherlich ist es ein unhaltbarer Zustand, dass der größte Hörsaal der Hochschule nicht genutzt werden kann. Zum Audimax gehört allerdings nicht nur der große Saal im ersten Obergeschoss, sondern auch eine Lernwerkstatt und weitere Räume im Erdgeschoss. Für deren brandschutztechnische Ertüchtigung wurden allerdings bereits 9.000 € eingesetzt, damit zumindest diese wieder nutzbar sind.

3) Der RCDS kritisiert zudem folgendes: „Vor allem im Winter ist die Pendelei aufgrund der niedrigen Temperaturen eine Zumutung. Dies kann und darf kein Zustand eines modernen Hochschulstandortes im bundesweiten Wettbewerb um zukünftige Studenten sein.“

In diesem Bezug stelle ich zunächst eine Frage, die ich mal so stehen lassen will: Sind in der Schlussfolgerung des RCDS alle Hochschulen die keinen geschlossenen Campus haben, demnach keine modernen Hochschulen? Und zudem sei noch etwas angemerkt: Die Universität ist keine reine Campusuniversität, auch wenn dies gerne so suggeriert wird. Mit den Räumlichkeiten am Hügel und ihn der Domstraße sind bereits seit Jahren Studierende darauf angewiesen zwischen den innerstädtischen Lernorten und dem Campus zu pendeln. Es verwundert mich, dass der RCDS diese Studierenden anscheinend einfach vergisst.

4) Der RCDS stellt dar: „Bis Ende 2017 laufen einige Mietverträge aus, sodass weitere Büroräume für Mitarbeiter verloren gehen. Geplant ist deshalb ein Neubau im hinteren Bereich des Campusgeländes mit Plätzen für Mitarbeiter und einem Hörsaal, wozu bereits Vorbereitungen und Planungen laufen. Auch hier spielt das Land eine große Rolle: Aufgrund der Dringlichkeit muss es eine schnelle Finanzierungszusage geben, denn gute Arbeits- und Studienbedingungen sind für die Qualität der Lehre essenziell: Ministerpräsident Bodo Ramelow muss es zur Chefsache machen, wenn ihm der moderne Hochschulstandort Thüringen wirklich am Herzen liegt. Bei den geplanten Neubauden geht es um eine zukunftsfähige Grundstruktur der Uni Erfurt.“

Hier gehört zur Ehrlichkeit bei der Darstellung, dass es sich bei dem genannten Projekt um den Neubau für das Max-Weber-Kolleg handelt, dem der Wissenschaftsrat und die GWK nach § 91bGG zur Finanzierung durch den Bund ihre Genehmigung gegeben haben. Die ca. 10 Mio. € Gesamtkosten werden hälftig vom Bund und vom Land getragen. Der Pressemitteilung der Uni Erfurt aus dem Juni 2016 ist durch die Worte von Tiefensee zu entnehmen, dass es die Zusage des Landes längst gibt, diesen Bau co-zufinanzieren. 2018 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.

5) Und zuletzt fordert der RCDS sich zeitnah einen Überblick zu verschaffen und einen Sanierungsplan für die Thüringer Hochschulen vorzustellen, „um ein weiteres Raumchaos an den Thüringer Hochschulen zu vermeiden.“

Hier wäre es wohl sinnvoll gewesen sich einmal die Antwort auf die Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Wucherpfennig genauer anzuschauen. Aus der Dr. 6/1594 geht hervor, dass der Überblick bereits existiert und dementsprechend kontinuierlich Gespräche mit der Uni Erfurt für die Erarbeitung eines Sanierungs- und Maßnahmenplanes geführt werden und wie hier dargestellt, ja bereits auch einige Maßnahmen bereits in der Planung und Umsetzung befindlich sind.