Schwere Bedenken gegen Pseudo-Diplom

Zur heutigen Bekanntgabe des Wissenschaftsministeriums, mittels Rechtsverordnung zwei grundständige Diplomstudiengänge an der TU Ilmenau zuzulassen, erklärt Christian Schaft, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag: „Ich halte diesen Schritt für überstürzt. Wer einen Bachelor- und einen Masterstudiengang zusammenbindet und das dann Diplom nennt, schafft damit keinen Qualitätsgewinn für die Studierenden in Ilmenau, sondern klebt nur ein neues Etikett auf, um mit einem beliebten Begriff zu punkten.“

Schaft weist ausdrücklich darauf hin, dass sich seine Kritik nicht gegen die Idee richtet, über alternative Studienmodelle zur Verbesserung von Studienbedingungen und damit auch ein Diplom in Thüringen nachzudenken: „DIE LINKE, bzw. unsere Vorgängerin PDS, war es, die vehemente Kritik an der Bologna-Reform äußerte, weil damit die Studierbarkeit in weiten Teilen einem reinen Effizienzdenken untergeordnet wurde. Wenn es nun darum gehen soll, die Studierbarkeit wieder zu verbessern, so zumindest Rektor Scharff von der TU Ilmenau, dann stellt sich mir die Frage, warum weite Teile der seit 2012 vorliegenden Verbesserungsvorschläge für die BA-MA-Studiengänge bisher keine Umsetzung fanden. Es kann ja wohl kaum das Ziel sein, Verbesserungen den neuen Studierenden im Diplombereich zu ermöglichen, diese aber allen anderen Studierenden im Bachelor-Master-System vorzuenthalten. Ich teile hier die Kritik der Studierendenvertretung der TU Ilmenau ausdrücklich.“

Abschließend kritisiert Christian Schaft den vorgesehenen extrem engen Zeitplan. „Bereits ab Oktober soll der Diplomstudiengang eingerichtet werden. Damit beginnt die Einschreibung ab Mitte Juni. Bisher liegen keine Studien- und Prüfungsordnungen vor, ich bezweifle, dass diese im Oktober vorliegen werden. Damit stürzt die TU Ilmenau Studierende in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, weil sie gar nicht wissen können, was am Ende ihr Diplom überhaupt wert ist. Ich plädiere klar dafür, eine neue Zeitschiene vorzusehen und die Einführung um ein Jahr zu verschieben. Dann kann die TU Ilmenau im Rahmen des Hochschuldialogs unter wirklicher Einbeziehung aller Beteiligten, insbesondere der Studierenden, und mit einem vorbereiteten Studienangebot punkten, statt mit Schnellschüssen jetzt immer neue Konfliktfelder zu eröffnen."